Klinische Wirksamkeit der 177Lu-DOTATATE-Peptidrezeptor-Radionuklid-Therapie bei Thyreoglobulin-erhöhter negativer Jod-Szintigraphie: Ein „nicht so vielversprechendes“ Ergebnis im Vergleich zu GEP-NETs
Basu, S.; Parghane, R. V.; Naik, C.
World J Nucl Med 2020; 19: 205-10.
Hintergrund:
Lu-177 DOTATATE ist ein radioaktiv markiertes Somatostatinanalogon, dass für die Behandlung von neuroendokrinen Tumoren (NETs) des Gastroenteropankreas (GEP), die Somatostatinrezeptoren (SSTR) exprimieren, zugelassen wurde. Es hat in dieser Hinsicht eine sehr gute Wirksamkeit gezeigt. Es wird angenommen, dass es auch bei de-differenzierten Schilddrüsenkarzinomen mit einer signifikanten DOTATATE Avidität vorteilhaft sein könnte.
Zweck:
Die Autoren versuchen, die Wirkung von Lu-177 DOTATATE bei der Behandlung von Schilddrüsenkarzinomen zu evaluieren, die mit erhöhten Thyreoglobulinspiegeln und negativer Jodszintigraphie (Thyreoglobulin-erhöhte negative Jodszintigraphie, TENIS) assoziiert sind.
Methoden:
Eine retrospektive Evaluation von Patienten, die Lu-177 DOTATE für metastasiertes TENIS erhalten hatten, wurde durchgeführt. Bei allen Patienten wurde die initiale Bildgebung abgeschlossen, um die SSTR-Positivität zu bestimmen, beispielsweise mit Ga-68 DOTATATE. Es wurde mindestens ein Zyklus der Lu-177 DOTATATE-Therapie durchgeführt. Es gab keine Ausschlusskriterien. Die Läsionen wurden basierend auf der qualitativen Radiotracer-Aufnahme im initialen bildgebenden Scan charakterisiert, und die Patienten wurden basierend auf der Tracer Aufnahme eingeteilt: keiner Aufnahme (Grad 0), geringere Aufnahme als die Leber (Grad I), Aufnahme gleich wie in der Leber (Grad II) und eine höhere Aufnahme als die Leber (Grad III). Zu den gesammelten Informationen gehörten Patientendaten, Metastasen Merkmale der Lu-177 DOTATE-Behandlung, klinisches Ansprechen und Vorhandensein einer signifikanten Hämatologischen- oder Nierentoxizität. Das klinische Ansprechen auf die Behandlung wurde als „vollständiges Ansprechen“ (CR), „partielles Ansprechen“ (PR), „stabile Krankheit“ (SD) oder „progrediente Krankheit“ (PD) für jedes der Symptome, Serumthyreoglobulin (TG), und PET / CT-Bildgebung anhand der PET Response Evaluation Criteria in Solid Tumors (PERCIST) bewertet. CR wurde definiert als Verschwinden der Symptome oder >75% Reduktion des TG; PR als 30-75% ige Verringerung der Symptome oder eine 30-75% ige Verringerung des TG; SD als <30% Symptomreduktion oder <30% Veränderung des TG; PD als >30% Zunahme der Symptome oder neuer Symptome oder> 30% Zunahme des TG.
Ergebnisse:
Acht Patienten wurden eingeschlossen: drei beendeten einen Zyklus der Lu-177 DOTATE-Therapie, zwei beendeten zwei Zyklen, ein Patient beendete drei Zyklen und zwei Patienten beendeten vier Zyklen. Vier Malignome waren papilläre Karzinom, zwei follikuläre Varianten des papillären Karzinoms, ein schlecht differenziertes Karzinom und ein follikuläres Karzinom. Alle Patienten hatten Metastasen. Die meisten Patienten (6) hatten bei der anfänglichen SSTR-Bildgebung eine Tracer Aufnahme Grad II. Kein Patient hatte Hinweise auf eine signifikante hämatologische oder renale Toxizität. In Bezug auf die Symptome zeigten vier Patienten PD; drei PR und einer CR. Fünf Patienten hatten eine erhöhtes TG (PD); drei hatten eine Verringerung des TG (PR). Nach 7-16 Monaten ohne Progression zeigten sechs Patienten PD und zwei SD in der Bildgebung.
Diskussion:
Die Literatur zur Wirksamkeit der SSTR-Therapie bei TENIS ist begrenzt: Budiawan et al. fanden heraus, dass nach Therapie 2/16 Patienten PR, 4/16 SD und 5/16 PD zeigten; Versari et al. fanden heraus, dass 2/11 Patienten PR, 5/11 SD und 4/11 PD zeigten; Schließlich haben CzepczyNski et al. herausgefunden, dass mittels Bildgebung und TG 1/6 Patienten PR, 2/6 SD mittels Bildgebung, 4/6 SD mittels TG und 3/6 PD mittels Bildgebung und 1/6 PD mittels TG zeigten. Diese aktuelle Arbeit zeigt ähnliche Ergebnisse. Die Autoren argumentieren, dass, im Vergleich zu GEP-NETs, dieses relativ schlechte Ansprechen von TENIS auf die SSTR-Therapie auf die geringeren Expressionsgrad von SSTR in TENIS zurückzuführen sein könnte und dass TENIS häufig FDG-avide ist, was auf eine aggressivere Erkrankung hindeutet.
Fazit:
Letztendlich hat sich gezeigt, dass die Wirksamkeit der SSTR-Behandlung bei TENIS nicht so vorteilhaft ist wie bei GEP-NETs, sie könnte jedoch bei einige Patienten geringe Vorteile haben.
Klinische Bedeutung der PET-Bildgebung bei Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs
Clinical Impact of PET Imaging in Patients With Metastatic Prostate Cancer
Tuncel, M.; Tuncalt, M. C.; Telli, T.; Erman, M.
Clin Nucl Med 2020; 45: 757-64.
Hintergrund:
Während nicht-metastasierter Prostatakrebs hohe Überlebensraten von bis zu 98,9% aufwies, sanken die Überlebensraten für metastasierten Prostatakrebs auf 30%. Die Kenntnis der bildgebenden Merkmale der Krankheit hilft bei der Bestimmung der Prognose und des potenziellen Nutzens bestimmter Behandlungen: Die molekulare Bildgebung gewinnt aus diesem Grund bei metastasiertem Prostatakrebs zunehmend an Bedeutung.
Staging:
PSMA wird bei >90% der Prostatakrebserkrankungen überexprimiert und ist bei höhergradigen Krebserkrankungen stärker ausgeprägt. Ein Ga-68-PSMA-PET/CT wird daher bei Verdacht auf ein biochemisches Rezidiv empfohlen (PSA> 0,2 mg / ml), da dies sensitiver ist als herkömmliche Bildgebung wie Knochenszintigraphie, CT oder MRT. In einer Studie von McCarthy et al. mit 199 Patienten bei denen mit konventioneller Bildgebung keine Erkrankung nachweisbar war, wurden bei 74% eine PSMA-avide Läsion mittels PET/CT festgestellt; Von 39 Patienten, die mittels konventioneller Bildgebung Anzeichen einer oligometastatischen Erkrankung aufwiesen, wurden bei 41% eine polymetastatisch Erkrankung mittels PET/CT festgestellt. Die Autoren präsentieren einen Fall eines Patienten mit unauffälliger CT und einer singulären Knochenmetastase in der Knochenszintigraphie. Eine ergänzende Ga-68 PSMA PET/CT Untersuchung zeigte jedoch zusätzliches Lymphknotenmetastasen: Diese Informationen ermöglichten die Behandlung aller Metastasen mittels bildgesteuerter stereotaktischer Radiotherapie. In Fällen in denen Prostatakrebs keine PSMA Überexprimierung aufweist (<10%), ist eine PSMA-PET/CT Untersuchung eine schlechte Wahl zur bildgebenden Überwachung dieser normalerweise schlecht differenzierten Krebsarten. FDG-PET/CT bleibt bei diesen Krebsarten von Nutzen: Eine höhere FDG-Avidität entspricht einer höheren Aggressivität des Tumors, was eine schlechtere Prognose impliziert. Es wird eine Reihe von Fällen vorgestellt, die den Wert von FDG-PET/CT bei PSMA-negativem Prostatakrebs in Bezug auf die Behandlungsentscheidungen veranschaulichen.
Behandlung:
Bei stark PSMA-aviden Läsionen ist die Radionuklidtherapie eine mögliche Behandlungsoption: Beta-emittierendes Lu-177-PSMA kann bei metastasierendem kastrationsresistentem Prostatakrebs als Drittlinienbehandlung eingesetzt werden. Während gezeigt wurde, dass dies zu einer Verringerung des PSA und einer objektiven Remission führt, läuft derzeit eine klinische Phase-3-Studie (Vision) um den Effekt dieser Behandlung zu bestätigen. Die Autoren berichten über einen Fall eines 76-jährigen Mannes, bei dem nach ADT, Docetaxel, Abiraterone und Cabazitaxel ein Rezidiv auftrat. Der Patient erhielt eine Ga-68-PSMA-PET/CT Untersuchung mit dieser eine PSMA-avide Erkrankung festgestellt wurde. Der Patient erhielt daraufhin eine Lu-177-PSMA-Therapie, was zu einer Regression der Erkrankung (Bildgebung und PSA-Spiegel) führte. Ein anderer Patient zeigte nach Lu-177-PSMA-Therapie jedoch einen Krankeitsprogress des sowohl PSMA- als auch FDG-aviden, Prostatakarzinoms.
Fazit:
Die Autoren präsentieren ein Pictorial Essay, das die Rolle von PSMA- und FDG-PET beim Staging und bei der Behandlung von Prostatakrebs beschreibt.
Ein Überblick über die Aufnahme von prostataspezifischen Membranantigenen bei anderen malignen Erkrankungen als Prostatakrebs: Ein Pictorial Essay
Jafari, E.; Ahmadzadehfar, H.; Dadgar, H.; Assadi, M.
World J Nucl Med 2020; 19:260-5.
Hintergrund:
Die PSMA-Bildgebung (Prostata-spezifisches Membranantigen) ist eine Technik zum Nachweis der Ausbreitung von Prostatakrebs. Konzeptionell lokalisiert sich das Radiopharmazeutikum in Prostatazellen, die das PSMA-Glykoprotein überexprimieren, insbesondere bei einer fortgeschrittenen Erkrankung; Eine PSMA-Aufnahme wird durch den Nachweis von Gammastrahlung eines Radioisotops, im Fall von PSMA-PET-CT handelt es sich häufig um Ga-68, lokalisiert.
Ergebnisse:
Neuere Forschungen haben gezeigt, dass die Lokalisierung des PSMA-Radiopharmazeutikums nicht spezifisch für Prostatakrebs ist, sondern aufgrund der Neovaskularisation auch bei anderen Krebsarten auftritt. Die Autoren fassen einige dieser Fallberichte zusammen, die die PSMA-Aufnahme bei malignen Erkrankungen veranschaulichen, die später pathologisch als Gehirn-, Schilddrüsen-, Brust-, Lungen-, Leber-, gynäkologische und kolorektale Krebserkrankungen identifiziert wurden. Sie präsentieren Fallbeispiele von PSMA-aviden Speiseröhrenkrebs, Cholangiokarzinom und Bauchspeicheldrüsenkrebs, die zuvor noch nicht beschrieben wurden.
Schlussfolgerungen:
Die PSMA-Bildgebung, sei es planare Szintigraphie oder PET-CT, ist ein sensitive Methode zum Staging von Prostatakrebs. Die Interpretation erfordert jedoch die Kenntnis der Limitationen bezüglich Spezifität, die sich aus der Expression des PMSA-Glykoproteins bei der Tumorneovaskularisation ergeben.
References