What’s new in Neuroimaging (German) – March 2021

4 Jahren ago
Empfehlungen der American Society of Neuroradiology Section Chiefs Leadership Group bezüglich der neuroradiologischen Ausbildung von Assistenzärzten

Wintermark, J. Anderson, V. Gupta, T.A. Kennedy, L.A. Loevner, R.F. Riascos, C. Robson, G. Saigal und C. Glastonbury

American Journal of Neuroradiology Februar 2021, DOI: https://doi.org/10.3174/ajnr.A6968

Empfehlungen: 

Es wird dringend empfohlen, dass angehende Radiologen während der Facharztausbildung mindestens 16 bis 24 Wochen in Neuroradiologie unter der Leitung eines Neuroradiologen ausgebildet werden. Darüber hinaus wird empfohlen, dass davon mindestens 8-12 Wochen während der letzten 3 Ausbildungsjahre erfolgen, unmittelbar bevor sie selbständig zu praktizieren beginnen.

Kontinuierliches Befunden und eine Ausbildung in der Bildgebung von Gehirn, Wirbelsäule, Kopf & Hals, sowie in neurovaskulärer Bildgebung sollten während der gesamten Facharztausbildung stattfinden. Obwohl keine spezielle Anzahl von Befundungen zwangsweise ein Hinweis auf erworbene Kompetenz ist, ist eine Richtlinie, dass ein radiologischer Assistenzarzt mindestens 300 neuroradiologische CTs, 150 neuroradiologische MRTs und 50 neurovaskuläre bildgebende Studien (Neuro-CTAs und Neuro-MRAs) unter der Leitung eines Neuroradiologen während der letzten 3 Jahre der Ausbildung interpretiert, bevor er oder sie beginnt, unabhängig zu praktizieren.

Es wird dringend empfohlen, die Kompetenzen in der neuroradiologischen Bildgebung zu testen. Zu den möglichen Ressourcen für die Bewertung zählen Kompetenztests die in der jeweiligen Institution eingerichtet wurden oder beispielsweise die erreichte Leistung im RadExam (https://www.acr.org/Lifelong-Learning-and-CME/Learning-Activities/RadExam) oder ähnlichen Testformaten.

Schlussfolgerung:

Aus Sicht der Patientensicherheit sollten radiologische Assistenzärzte, die am oder nach Juni 2021 ihren Abschluss machen und in die Praxis einsteigen, ohne die oben genannten Leistungen erbracht zu haben, ernsthaft erwägen, anfangs auch routinemäßige neuroradiologische Studien nicht eigenständig zu interpretieren.

Für die unabhängige Praxis und Interpretation der weiterführenden Neuroradiologie (einschließlich pädiatrischer Neuroradiologie, Kopf- und Halsradiologie und fortgeschrittenem Neuroimaging) wird ein formales, von ACGME-zugelassene Neuroradiologie-Weiterbildung dringend empfohlen. Diese wird Vertrautheit, Erfahrung und Kompetenz sowohl für die Routine- als auch für die fortgeschrittene Neuroradiologie sicherstellen.

 

Spinal Compliance Curves: Erste Erfahrungen mit einer neuen Methode zur Evaluation von Liquor-venösen Fisteln mittels CT Myelographie bei Patienten mit spontaner intrakranieller Hypotension

M.T. Caton, B. Laguna, K.A. Soderlund, W.P. Dillon und V.N. Shah

American Journal of Neuroradiology Februar 2021, DOI: https://doi.org/10.3174/ajnr.A7018

Klinische Frage:

Diese Studie beschreibt eine Methode zur Abschätzung der Craniospinalen Compliance. mithilfe einer Kochsalzinfusion während der CT-Myelographie und untersucht die Anwendung von Craniospinalen Compliance und Druckvolumenkurven bei Patienten mit Verdacht auf venöse Fistel.

Was getan wurde:

Patienten mit Verdacht auf zerebrospinale venöse Fistel unterzogen sich einer dynamischen CT-Myelographie. Während des Verfahrens wurden 1 bis 5 ml Kochsalz als Bolus injiziert und inkrementell die Veränderungen des Liquor-Drucks aufgezeichnet. Diese Daten wurden verwendet, um die Craniospinale Compliance Kurven zu erstellen.

Ergebnisse:

34 CT-Myelogramme von 22 Patienten wurden analysiert. Acht von 22 (36,4%) Patienten hatten nachgewiesene zerebrospinale venöse Fisteln. Die Bolus-Infusionen waren gut verträglich; sie verliefen komplikationslos und lediglich bei 2/34 (5,8%) ergaben sich vorübergehende Kopfschmerzen. Patienten mit nachgewiesenen zerebrospinalen venösen Fisteln zeigten eine höhere Compliance beim Öffnungsdruck und Gesamtcompliance (2,6 versus 1,8 ml/cm H20, P < 0,01). Es gab keinen Unterschied im Druckvolumenindex (77,5 versus 54,3 ml, P = 0,13) zwischen den Gruppen.

Schlussfolgerung:

Es wird eine Methode zur Ableitung von Craniospinalen Compliance Kurven unter Verwendung einer intrathekalen Kochsalzinfusion beschrieben. Die vorläufige Analyse von Craniospinalen Compliance Kurven liefert qualitative und quantitative Informationen über die Druck-Volumen-Dynamik und kann als diagnostisches Werkzeug bei Patienten mit bekannten oder vermuteten zerebrospinalen venösen Fisteln dienen.

 

Vorhersage des klinischen Outcomes bei Patienten mit Schlaganfällen aufgrund eines Verschlusses der grossen Gefäße: Abschneiden von Machine Learning versus SPAN-100

Jiang, G. Zhu, Y. Xie, J.J. Heit, H. Chen, Y. Li, V. Ding, A. Eskandari, P. Michel, G. Zaharchuk und M. Wintermark

American Journal of Neuroradiology Februar 2021, 42 (2) 240-246; DOI: https://doi.org/10.3174/ajnr.A6918

Was getan wurde:

Eine retrospektive multi-center Kohorte von 1431 Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall wurde unterteilt in Patienten bei denen Rekanalisierung erfolgte und Patienten bei denen keine Rekanalisierung durchgeführt worden war. Extreme Gradient Boosting Machine Learning-Modelle wurden erstellt, um den mRS-Wert am 90. Tag mithilfe klinischer, bildgebender, kombinierter und leistungsstärksten Features vorherzusagen.

Ergebnisse:

In 3 Patientengruppen war das Basis-NIHSS der aussagekräftigste Prädiktor aller Parameter, mit relativen Wichtungen von 0,36 bis 0,69; das ischämische Kernvolumen auf CTP wurde als wichtigster bildgebender Biomarker mit einer relativen Gewichtung von 0,29 0,47 eingestuft. Das Modell mit den leistungsstärksten Features erzielte eine bessere Leistung als die anderen Machine Learning-Modelle. Die Fläche unter der Kurve des Modells mit den leistungsstärksten Features war größer als das SPAN-100-Modell und erreichte statistische Signifikanz für die Gesamtwerte (P < .05) und bei Patienten bei denen keine Rekanaliserung durchgeführt worden war (P < .001).

Schlussfolgerung:

Feature Selektion auf der Basis von Maschinellem Lernen kann Parameter identifizieren die eine höhere Leistung bei der Ergebnisvorhersage erzielen. Machine Learning-Modelle mit den leistungsstärksten Features, insbesondere mit modernen CTP-Daten, erzielten eine überragende Leistung bei der Voraussage von Recovery Outcome für Patienten mit Schlaganfall bei der Aufnahme im Vergleich zu SPAN-100.

SPAN: Stroke Prognostication Using Age and National Institutes of Health Stroke Scale

 

Spinale Durallecks bei Patienten mit infratentorieller oberflächlicher Siderose des zentralen Nervensystems-Verfeinerung des diagnostischen Algorithmus

Lucie Friedauer1 | Beata Rezny-Kasprzak2 | Helmuth Steinmetz1 |Richard du Mesnil de Rochemont2 | Christian Foerch1

https://doi.org/10.1111/ene.14611

Klinische Frage

Diese Studie baut auf der Arbeit von Wilson et al. auf, bei der Patienten mit oberflächlicher Siderose in vier verschiedene Subtypen eingeteilt wurden:

i) Isolierte Siderose im supratentorialen Gehirn;

ii) Symmetrische infratentoriale Siderose ohne ursächliches intrakranielles Blutungsereignis in der Anamnese (iSS Typ 1 – idiopathisch);

iii) Symmetrische infratentoriale Siderose mit einem ursächlichen intrakraniellen Blutungsereignis in der Anamnese (iSS Typ 2 – dies schließt sowohl eine identifizierte als auch eine unidentifizierte Ursache von Blutungen ein);

iv) Begrenzte (nicht symmetrische) infratentoriale Siderose

Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit von spinalen duralen Liquorlecks bei Patienten mit symmetrischem iSS-Muster in der Magnetresonanztomographie (MRT) zu bestimmen. Dazu gehörten sowohl iSS Typ 1-Patienten als auch iSS-Typ-2-Patienten mit nicht identifizierter Blutungsursache.

Methoden

Eine monozentrische Studie wurde durchgeführt mit einem retrospektiven und einem prospektiven Teil. Der retrospektive Teil beinhaltete die Patientenidentifikation; alle Patienten mit oberflächlicher Siderose zwischen 2007 und 2018 wurden anhand der bildgebenden Datenbank identifiziert.

Im zweiten Teil wurden alle Patienten mit symmetrischem iSS (infratentoriale oberflächliche Siderose) ohne ursächliches intrakranielles Blutungsereignis in der Anamnese (iSS Typ 1) auf ein potenzielles durales Leck mittels MRT des Rückenmarks untersucht.

Patienten mit iSS Typ 2 (d.h. mit einem ursächlichen intrakraniellen Blutungsereignis in der Anamnese) bei denen die Ätiologie des Blutungsereignisses nicht bestimmt werden konnte (Intrazerebral/Subarachnoidalblutung unbekannter Ätiologie) wurden ebenfalls auf durale Liquorlecks untersucht.

Relative Häufigkeiten für die Siderose-Gruppen wurden sowohl auf der Basis des Datensatzes von Wilson et al als auch der Basis des eigenen Datensatzes berechnet und durch Chi-Quadrat-Teststatistiken auf signifikante Unterschiede verglichen.

Ergebnisse:

Im Untersuchungszeitraum erfolgten 97.733 MRTs des Gehirns, davon wurden 93 Patienten mit oberflächlicher Siderose rekrutiert. Von den 93 ausgewählten Fällen hatten 42 isolierte supratentoriale Siderose, 4 hatten iSS Typ 1 (d. h. iSS ohne Vorgeschichte eines ursächlichen intrakraniellen Blutungsereignisses), 26 hatten iSS Typ 2 (d.h. iSS mit der Vorgeschichte eines ursächlichen intrakraniellen Blutungsereignisses) und weitere 21 Patienten hatten eine begrenzte infratentoriale Siderose.

Diese entsprechen relativen Häufigkeien von 0,4 pro 1.000 MRTs des Gehirns für symmetrische iSS (d.h. iSS-Typen 1 und 2) (95% CI 0,256–0,541) und 0,05 pro 1.000 MRTs für iSS Typ 1 (95% CI 0,014–0,129).

Die vorherrschenden Ursachen bei iSS-Typ-2-Patienten waren aneurysmatische Subarachnoidalblutungen und Hirntumoren.

Im nächsten Schritt wurden die 4 Patienten mit iSS Typ 1 prospektiv auf das Vorhandensein von spinalen duralen CSF-Lecks untersucht, die in allen Fällen positiv waren (100%).

Alle Patienten, die als iSS Typ 2 eingestuft wurden und trotz routinemäßiger diagnostischer Aufarbeitung (n = 4) eine unbekannte Blutungs-Ätiologie aufwiesen, wurden als iSS Typ 1 reklassifiziert. Ein Patient erschien nicht zur Folgeuntersuchung und bei einem Patienten wurde ein spinales durales Liquorleck identifiziert. So konnte bei fünf von sieben (71%) Patienten mit modifiziertem iSS Typ 1 ein spinales durales Liquorleck identifiziert werden.

Schlussfolgerung

Anhaltende spinale durale Liquorlecks können häufig bei Patienten mit symmetrischem infratentorialen oberflächlichen Siderose-Muster identifiziert werden. Diagnostische Aufarbeitung sollte in diesen Fällen eine Magnetresonanztomographie der gesamten Wirbelsäule umfassen.

Auswirkungen

Bei symmetrischen infratentorialen oberflächlichen Siderosemustern ohne Blutung oder identifizierbare Blutungsursache sollte die diagnostische Aufarbeitung die Magnetresonanztomographie der gesamten Wirbelsäule umfassen.

Senior Editor Kommentar: Diese Studie unterstreicht die Bedeutung der Berücksichtigung von Liquorlecks (und nicht nur von vaskulären Fehlbildungen) als Ursache für oberflächliche Siderose. Bemerkenswert ist, dass Häufigkeitsschätzungen der Siderose in dieser Studie recht niedrig waren, jedoch wurde die Anzahl der Studien mit T2* vs. SWI nicht angegeben, und die Prävalenz ist wahrscheinlich höher, wenn SWI routinemäßig in MRT-Protokollen des Gehirns integriert wird.

 

MRT-Befunde des Gehirns bei schwerer COVID-19 Infektion: Eine retrospektive Beobachtungsstudie

Stéphane Kremer, MD, PhD* • François Lersy, MD* • Jérome de Sèze, MD, PhD • Jean-Christophe Ferré, MD, PhD •Adel Maamar, MD • Béatrice Carsin-Nicol, MD • Olivier Collange, MD, PhD • Fabrice Bonneville, MD, PhD •Gilles Adam, MD • Guillaume Martin-Blondel, MD, PhD • Marie Rafiq, MD • Thomas Geeraerts, MD, PhD • Louis Delamarre, MD • Sylvie Grand, MD • Alexandre Krainik, MD, PhD •

Für die SFNR-COVID Group1

https://doi.org/10.1148/radiol.2020202222

Klinische Frage

Diese Studie zielte darauf ab, neuroradiologische Befunde bei schweren COVID-19-Infektionen zu beschreiben (ausgeschlossen wurden ischämische Infarkte und Venenthrombosen)

Methoden

Durchgeführt wurde eine retrospektive multizentrische Studie mit 16 Krankenhäusern.

Aufeinanderfolgende Patienten vom 23. März 2020 bis zum 27. April 2020 mit COVID-19-Infektion und neurologischen Manifestationen, die eine MRT des Gehirns erhielten, wurden in die Studie aufgenommen.

Aufnahmekriterien waren darüber hinaus (a) positive Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (PRCR) Ergebnisse von Proben aus den Nasenrachenräumen oder den unteren Atemwegen, (b) schwere COVID-19-Infektion, definiert als Bedarf eines Krankenhausaufenthalts und Sauerstofftherapie, (c) neurologische Manifestationen und (d) auffällige Hirn-MRT-Befunde. Ausgeschlossen wurden Patienten mit fehlenden MRT des Gehirns sowie Patienten mit ischämischen Infarkten, zerebralen Venenthrombosen oder chronischen Läsionen, die nicht mit dem aktuellen Ereignis verbunden waren.

Ergebnisse  

Von 190 aufeinanderfolgenden Patienten, die im Studienzeitraum beobachtet wurden, wurden 30 Männer (81%) und 7 Frauen (19%) rekrutiert. Die häufigsten neurologischen Manifestationen waren Bewusstseinsveränderungen (27 von 37, 73%), auffälliger Wachheitszustand nach Beendigung einer Sedierung (15 von 37, 41%), Verwirrung (12 von 37, 32%) und Agitation (7 von 37, 19%).

Neuroradiologische Befunde:

  1. 16 (43%) Patienten mit einseitigen FLAIR- und/oder Diffusionshyperintensitäten im medialen Temporallappen;
  2. 11 (30%) Patienten mit nicht konfluierenden multifokalen hyperintensen Läsionen der Weißen Substanz in der FLAIR/Diffusion, mit variabler Anreicherung, verbunden mit hämorrhagischen Läsionen;
  3. 9 (24%) Patienten mit ausgedehnten und isolierten Mikroblutungen in der Weißen Substanz;
  4. 4 (11%) Patienten mit umfangreichen und konfluierenden supratentorialen FLAIR Hyperintensitäten der Weißen Substanz;
  5. 2 (5%) Patienten mit ovoiden hyperintensen Läsionen in FLAIR und Diffusion im zentralen Teil des Spleniums des Corpus callosum;
  6. 2 (5%) Patienten mit nicht-konfluierenden multifokalen hyperintensen Läsionen in der Weißen Substanz in FLAIR/Diffusion, mit variabler Anreicherung;
  7. 2 (5%) Patienten mit akuter nekrotisierender Enzephalopathie
  8. 2 (5%) Patienten mit hyperintensen Läsionen in FLAIR oder Diffusion in beiden mittleren Kleinhirn-Pedunkeln

28 (76%) der Patienten zeigten eines dieser neuroradiologischen Befunde, 7 (19%) zeigten zwei neuroradiologischen Befunde und bei 2 Patienten (5%) drei neuroradiologischen Befunde.

Der Vergleich zwischen Patienten mit und ohne intrazerebrale Blutungen zeigte, dass hämorrhagische Komplikationen häufiger mit schwerer Erkrankung auftraten, wie eine höhere Aufnahmerate auf der Intensivstation (20 von 20 [100%] vs. 12 von 17 [71%], P  = .01), ARDS (20 von 20[100%] vs. 11 von 17 [65%],  P  = .005) ebenso wie ein auffälliger Wachheitszustand wenn Beruhigungsmittel abgesetzt wurden (13 von 20 [65%] vs. zwei von 17 [12%],  P  = .002).

Schlussfolgerung

Acht charakteristische neuroradiologische Befunde wurden beschrieben. Bei einigen dieser Befunde wurde vermerkt, dass sie dem Erscheinungsbild einer akuten disseminierten Neuroenzephalitis (ADEM) und der verzögertern posthypoxischen Leukoenzephalopathie ähnelten. Die Pathophysiologie der Befunde bleibt unklar.

Auswirkungen

Diese Studie erweitert unser Verständnis für die unterschiedlichen neuroradiologischen Befunde bei COVID-19 Infektionen. Zusätzlich zeigt diese Studie eine Korrelation zwischen Blutungen und schweren COVID-19 Erkrankungen auf.

References
  • Share