Inzidenz und Prädiktoren nachfolgender Operationen nach initialer vorderer Kreuzbandrekonstruktion: Eine 6-Jahres-Follow-up-Studie
MOON Knee Group Studie durchgeführt am Vanderbilt University Medical Center, Nashville, Tennessee, USA
American Journal of Sports Medicine
Hintergrund
Die Ursachen für wiederholte Operationen nach der Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (ACL) variieren. Risikofaktoren für diese chirurgischen Eingriffe sind jedoch nicht gut beschrieben. Wenn chirurgische oder klinische Faktoren mit der Notwendigkeit einer Zweitoperation assoziiert sind, könnten Patienten und behandelnde Ärzte ein besseres Verständnis der Prognose als auch der für das Operationsrisiko relevanten Faktoren haben.
Fragestellung
Beeinflussen klinische oder chirurgische Faktoren die Rate der Zweitoperationen nach primärer ACL-Rekonstruktion? Wie hoch ist die Inzidenz und die Verteilung der verschiedenen Arten der sekundären Operationen nach initialer ACL-Rekonstruktion? Welche Variablen waren mit der Inzidenz von Zweitoperationen assoziiert?
Studiendesign:
Prospektive Kohortenstudie.
Teilnehmer
Patienten an 7 Standorten, die zwischen 2002 und 2008 durch einen der 17 Chirurgen eine unilaterale primäre ACL-Rekonstruktion oder Revision erhielten. Mehrbandverletzungen wurden eingeschlossen.
Ausschlusskriterien
Simultane bilaterale ACL-Rekonstruktion.
Methodik
Die Patienten füllten einen Fragebogen vor ihrer initialen ACL-Operation aus und wurden 2 und 6 Jahren postoperativ begleitet. Die Patienten wurden kontaktiert, um festzustellen, ob sie sich einer zusätzlichen ACL-Operation unterzog hatten. Operationsberichte wurden eingeholt und alle chirurgischen Eingriffe wurden kategorisiert und aufgezeichnet. Logistische Regressionsmodelle wurden erstellt, um einzuschätzen, welche demografischen und chirurgischen Variablen mit der Inzidenz einer Zweitoperation nach initialer ACL-Rekonstruktion assoziiert waren.
Ergebnisse
Die Kohorte bestand aus 3276 Patienten (56,3% männlich) mit einem mittleren Alter von 23 Jahren. Ein 6-Jahres-Follow-up mit vollständigen Informationen (Inzidenz und Häufigkeit Zweitoperationen) war für 91,5% (2999/3276) der Patienten vorhanden. Bei insgesamt 20,4% (612/2999) der Patienten wurde mindesten eine weiter Operation desselben Knies innerhalb von 6 Jahren nach initialer ACL-Rekonstruktion dokumentiert.
ACL-Rekonstruktion: Die häufigsten chirurgischen Eingriffe nach initialer ACL-Rekonstruktion waren im Zusammenhang mit dem Meniskus (11,9%), Revision der ACL-Rekonstruktion (7,5%), Bewegungsverlust (7,8%) und dem Gelenkknorpel (6,7%). Signifikante Risikofaktoren für die spätere Meniskusoperation waren eine mediale Meniskusreparatur zum Zeitpunkt der initialen ACL-Rekonstruktion, eine Rekonstruktion mit einem Hamstring-Autograft oder Allograft, ein höheres Baseline-Marx-Aktivitätsniveau, ein jüngeres Alter und nach Rauchstopp. Signifikante Prädiktoren für eine spätere Operation des Gelenkknorpels waren ein höherer Body-Mass-Index, ein höheres Marx-Aktivitätsniveau, eine Rekonstruktion mit einem Hamstring-Autograft oder Allograft, eine Meniskusreparatur zum Zeitpunkt der initialen ACL-Rekonstruktion oder eine zum Zeitpunkt der der initialen ACL-Rekonstruktion diagnostizierte Grad 3/4 Gelenkknorpelanomalie. Risikofaktoren für nachfolgende Operationen aufgrund von Bewegungsverlust waren jüngeres Alter, weibliches Geschlecht, Knieverletzung mit niedriger Baseline Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS) Symptom sunscore und Rekonstruktion mit einem Weichteil-Allograft.
Schlussfolgerung
Jüngere Patienten, weibliche Patienten, niedriger Baseline KOOS und die Rekonstruktion mit einem Weichteil-Allograft können Risikofaktoren sein, welche Patienten für eine Zweitoperation nach ACL-Rekonstruktion prädisponieren.
Link
https://doi.org/10.1177/0363546520935867
Kommentar
Die Studie ist eine wichtige Arbeit mit einer großen Patientenzahl und schließt einige Wissenslücken in Bezug auf ACL-Revisionen. Die Studie weiß jedoch aufgrund der retrospektiven Recall Bias Limitationen auf. Viele andere Faktoren, wie erneute Verletzung, Patientenaktivität, Knieinstabilität, Patientenbedürfnisse oder Unzufriedenheit mit der primären Operation und privater Versicherungsstatus sind weitere offensichtliche Störfaktoren.
Take-home-message:
Bei der Befundung von postoperativen MRT nach ACL-Revision achten Sie auf Folgendes, da sich dies auf zukünftige ACL-Transplantatrevisionen auswirken könnte.
- Mediale Meniskusreparatur
- Knorpelverletzung (insbesondere Grad 3/4)
Allograft Spendereigenschaften beeinflussen signifikant Graftrupturen nach anteriorer Kreuzbandrekonstruktion in einer jungen aktiven Bevölkerung
Sarah Shumborski, BSc, MD, Lucy J. Salmony BAppSci (Physio), PhD, Claire Monk, BAppSci (ExPhys), Emma Heath, MPhty, Justin P. Roe MBBS, and Leo A. Pinczewski, AM, MBBS
American Journal of Sports Medicine
Hintergrund:
Die Graft-Auswahl zur Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (ACL) kann bei einer jungen aktiven Bevölkerung aufgrund ihrer hohen Wiederverletzungsraten schwierig sein. Allografts ermöglichen die Kontrolle über die Transplantatgröße und reduzieren die Morbidität bei der Autograftgewinnung. Es gibt unterschiedliche Ergebnisse zu der Verwendung von Allografts in der Literatur. Der Einfluss der Eigenschaften des Allografts auf das Endergebnis wurde jedoch nicht berücksichtigt.
Fragestellung:
Kommt es bei ACL-Rekonstruktionen mit Allografts älterer Spender zu einer höheren Rate an Graftrupturen als bei Allograft von jungen Spendern?
Studiendesign:
Prospektive Kohortenstudie
Teilnehmer
Patienten (N = 211) im Alter von 13 bis 25 Jahren wurden über 3.5 Jahre einer primären ACL-Rekonstruktion mit frisch gefrorenem, nicht bestrahlten Allograft unterzogen.
Ausschlusskriterien
Patienten >25 Jahre alt, zusätzliche signifikante Bänderverletzungen am Indexknie, mit einer vorbeschriebenen vorderen Kreuzbandverletzung am Knie oder mit einer Entschädigungsforderung für ihre Verletzung wurden ausgeschlossen.
Methodik
Es wurden vier Transplantatarten verwendet: Patellasehne, Achillessehne, Tibialis anterior und Tibialis posterior. Es wurden Details zum Alter und Geschlecht der Allograft-Spender gesammelt. Nach mindestens 24 Monaten wurden die Patienten anhand des Fragebogens des International Knee Documentation Committee (IKDC) auf weitere Verletzungen und subjektive Analysen untersucht. Der Vergleich von Variablen zwischen Gruppen wurde mit x2-Tests für kategoriale Daten analysiert, und der Vergleich kontinuierlicher Variablen wurde mittels t-Test bestimmt.
Ergebnisse:
ACL-Transplantatriss trat bei 23,5% der Patienten auf. Wenn Einzelstrang- (Patellar und Achillessehne) und Multistrang- (Tibialis anterior und posterior) Transplantate verglichen wurden, gab es eine deutlich höhere Wiederverletzungsrate bei einsträngigen Transplantaten (29,9% vs 11%; P = 0.014). Transplantate von Spenderinnen im Alter von 50 Jahren hatten signifikant höhere Raten von ACL-Transplantatrupturen (52,6%; P = 0.003) mit 6,7-fach erhöhter Rate im Vergleich zu Transplantaten von männlichen Spendern im Alter von <50 Jahren. Es gab keinen signifikanten Unterschied in den mittleren IKDC-Werten unter den Gruppen basierend auf Alter und Geschlecht des Allograft-Spenders.
Schlussfolgerung
Das Alter und Geschlecht des Allograftspenders und die Morphologie des Transplantats beeinflussten signifikant die Rate des ACL-Transplantatrisses bei jungen aktiven Patienten. Sehnen von weiblichen Spendern im Alter von 50 Jahren haben eine höhere Rate an Re-Rupturen im Vergleich zu männlichen Spendern jeden Alters und jüngeren Frauen.
Link
https://doi.org/10.1177/0363546520938777
Kommentar
Obwohl es vier Kategorien von Transplantaten gibt, was die Anzahlen von Patienten pro Gruppe verringert, bringt die Studie einige wichtige Punkte auf. Noch besser wäre es gewesen, wenn die Ausfallraten auch auf andere Störfaktoren wie das Niveau der Patientenaktivität, Ursachen von Wiederholungsverletzungen, BMI, Diabetes, Rauchen usw. kontrolliert worden wären.
Take-home-message:
Zu beachten bei der MRT Befundung der postoperativen ACL Revision
- Graftgewinnung aus der Patella = Knochensehnen-Knochen-Transplantat. Dies ist ein einzelnes Strangtransplantat.
- Narbenbildung in den Quadrizeps- und Ischiokruralen Muskulatur = Denken Sie an die Transplantatgewinnung an diesen Lokalisationen = Multistrang-Transplantat.
- Höheres Rupturrisiko bei einsträngigen Transplantaten
Bewertung der femoralen trochleären morphologischen Merkmale in der Querschnittsbildgebung vor Trochleo-plastie: Dejour Klassifikation versus quantitativer Messung
Nicholas C. Nacey, Michael G. Fox, Barrett N. Luce, Dustin M. Boatman, and David R. Diduch
American Journal of Roentgenology
Hintergrund
Die Dejour-Klassifikation ist eine qualitative Bewertung der Trochlea-Dysplasie. Diese Studie bewertete die Verwendung von Schnittbildgebung für die quantitative und qualitative Beurteilung der Trochlea-Dysplasie.
Frage
Kann die Schnittbildgebung die Trochlea-Dysplasie zuverlässig und mit guter Interrater- Übereinstimmung qualitativ sowie quantitativ als geringgradig (Typ A) oder hochgradig (Typen B–D) nach der Dejour-Klassifikation kategorisieren?
Studiendesign
Retrospektive Studie
Teilnehmer
Alle Patienten innterhalb einer Periode von 9 Jahren, die sich vor vertiefender Trochleaplastik einer CT oder MRT unterzogen haben.
Ausschlusskriterien
Keine Patienten wurden ausgeschlossen.
Methodik
Retrospektive Übersichtsarbeit der CT- und MRT-Knieuntersuchungen, die durchgeführt wurden, bevor die Patienten sich einer vertiefenden Trochleaplastik unterzogen. Unabhängige Befundung durch zwei Radiologen mit Schwerpunkt Muskuloskelettaler Bildgebung. Jedem Fall von Trochlea-Dysplasie wurde qualitativ ein Dejour-Typ zugewiesen. Anschließend wurden quantitative Messungen des Sulcuswinkels, Abstand der Tuberositas tibiae zur Trochlea-Furche, Trochlea-Tiefe, laterale Inklination der Trochlea, Trochlea-Facettenasymmetrie und des Grades der Lateralisierung der Patellarsehne durchgeführt. Die quantitativen Daten wurden anhand der mittleren Messungen beider Radiologen für alle Parameter mit Ausnahme der Trochlea-Facettenasymmetrie analysiert, bei der das Vorhandensein von Asymmetrie in binärer Weise als vorhanden oder abwesend festgestellt wurde und der Prozentsatz der Knie mit Asymmetrie aufgezeichnet wurde. Eine univarate statistische Analyse wurde verwendet, um die Mittelwerte der verschiedenen Dejour-Kategorien zu vergleichen.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 35 Patienten (29 weibliche und 6 männliche Patienten; Durchschnittsalter, 21,1 Jahre) mit 39 betroffenen Knien (17 rechte Knie und 22 linke Knie) eingeschlossen. Die beiden Reader hatten eine exakte Übereinstimmung für die qualitative Klassifikation mittels Dejour-Klassifikation in 30 von 39 Knien (77% [κ = 0,77; 95% CI, 0,62–0,91]) und eine Übereinstimmung für die Klassifizierung von niedrig- versus hochgradiger Dysplasie für 36 von 39 Knien (92%). Bei diesen 36 Knien waren die durchschnittlichen Unterschiede bei den Messungen von Dysplasie wie folgt: für Sulcuswinkel, 153° versus 168°(p < 0,001); für Trochlea-Tiefe 4 versus 1 mm(p < 0,001); für laterale Trochlea-Inklination 12 versus 7 mm (p < 0,02); und für verringerte Trochlea-Facettenasymmetrie 13% versus 92% (p < 0,001). Die Trochlea-Tiefe, die laterale Trochlea-Inklination und die Trochlea-Facettenasymmetrie unterschieden sich auch im Vergleich der Knien mit Dejour Typ B und C-Trochlea-Dysplasie versus zu denen mit Dejour-Typen B und D (alle p < 0,05). Es fand sich kein Unterschied in der quantitativen Messung zwischen Trochleadysplasie der Dejour-Typen C und D. Die Distanz der Tuberositas tibiae zur Trochlea-Furche und der Grad der Lateralisierung der Patellarsehne unterschieden sich statistisch nicht significant zwischen niedrig- und hochgradiger Dysplasie.
Schlussfolgerung
Die qualitative Anwendung der Dejour-Klassifikation kategorisiert die Trochleadysplasie in 92 % der Fälle zuverlässig als niedriggradig bzw. hochgradig. In 77 % der Fälle wurde eine exakte Inter-Reader Übereinstimmung erzielt. Darüber hinaus können die Trochlea-Tiefe, die laterale Trochlea-Inklination, die Trochlea-Facettenasymmetrie und der Sulcus-Winkel zwischen geringgradiger und hochgradiger Dysplasie unterscheiden. Trochlea-Tiefe, laterale Trochlea-Inklination und Trochlea-Facettenasymmetrie helfen bei der Abgrenzung der Dejour-Typen B und C gegenüber den Dejour-Typen B und D.
Link
https://doi.org/10.2214/ajr.19.22400
Kommentar
Dies ist eine interessante Studie mit schönen Grafiken und Messabbildungen. Die Einteilung in geringgradige vs. hochgradige Trochlea-Klassifikation scheint jedoch eher theoretisch und ohne klinische Relevanz und Genauigkeit. Die Klassifikation wurde ohne Referenzstandard oder echte negative Fälle in der Kohorte beschrieben. Der Untersuchung der der Interrater- Übereinstimmung trägt zum Wissensstand in dem Feld bei.
Take-home-message:
Es ist empfehlenswerte, sich mit der Dejour-Klassifikation vertraut zu machen, wenn man die Knie-CT/-MRT mit der Fragestellung auf Trochleadysplasie beurteilt. Höhergradige Dysplasie = wahrscheinliche Kandidaten für die Trochleoplastik
Typ A: Flache Trochlea (Sulkuswinkel > 145°).
Typ B: Flache Trochlea und ein markanter supratrochleärer Sporn oder Höcker (mit Projektion über den Femoralschaft hinaus)
Typ C: Abgeflachte Trochlea-Facette mit lateraler Facettenkonvexität (also lateral konvex überhöhte Trochlea) und medialer Facettenhypoplasie.
Typ D: Abgeflachte Trochlea-Facette mit einem abrupten Vorsprung auf der medialen Seite neben einem ausgeprägten supratrochleären Sporn.
- Entsprechende Messungen sollten 3 cm proximal der medialen tibiofemoralen Gelenklinie gemacht werden (dies entspricht in etwa der medialen femoralen ehemaligen Epiphysenfuge).
Spektrum von Magnetresonanztomographie-Befunden bei transplantierten Multiplen-Myelom-Patienten mit Hüft-/Beckenschmerzen (nach MY-RADS): Eine monozentrische Studie
Federica Rosi, Lorenzo Torri, Alida Dominietto, Alberto Stefano Tagliafico
European Journal of Radiology
Hintergrund
Mit MY-RADS wurde ein standardisiertes Befundungssystem beim Multiplen Myelom entwickelt. Diese Studie wendet diese Berichtskriterien auf betroffene Patienten mit Status nach hämatopoetischer Transplantation (allogen oder autolog) und Schmerzsymptomatik an, um Beteiligungsmuster zu identifizieren und mit Schmerzursachen/klinischen Parametern zu korrelieren.
Frage
Welches Spektrum von MRT-Befunden ist bei transplantierten Multiplen Myelom (MM)-Patienten mit Hüft-/Beckenschmerzen zu erwarten? Korrelieren spezifische MRT-Befunde mit prognostischen klinischen Ergebnissen?
Studiendesign
Retrospektive Studie
Teilnehmer
Insgesamt 54 konsekutive MM-Patienten, die nach hämatopoetischer Stammzelltransplantationeine MRT im Zeitraum von Januar 2017 bis Dezember 2019 wegen Hüft-/Beckenschmerzen erhielten.
Ausschlusskriterien
Studien mit nicht-diagnostischen Bildern aufgrund von Artefakten, Patienten mit anderen bekannten Malignomen, Patienten mit Schmerzen im Bereich anderer Regionen.
Methodik
Eine retrospektive Beurteilung der MRT-Befunde von 54 MM-Patienten mit Hüft-/Beckenschmerzen erfolgte nach MY-RADS-Richtlinien. Zu den MRT-Befunden gehörten: Art der Knochenmarkbeteiligung und Zufallsbefunde (Osteonekrose und Frakturen). Inter- und Intrareader Reliabilität wurde mit Cohens-Kappa-Test berechnet. Überlebens- und Rezidivraten, Transplantationsart (autolog vs. allogen) und Dauer des Krankenhausaufenthaltswurden mit MRT-Befunden korreliert.
Ergebnisse
Einer der 52 Patienten präsentierte ein normale, 10 zeigten ein fokales, 26 ein diffuses Muster und 15 gemischtes Knochenmarkmuster auf der Grundlage von MY-RADS-Kriterien. Es wurden keine Fälle von mikronodulären Knochenmarksmuster beobachtet. Unter den Zufallsbefunden wurden n = 6 Osteonekrosen und n = 5 pathologische Frakturen gefunden, bei denen die durchschnittliche Hospitalisationsdauer höher war. Die Intra- und Interreader-Reliabilität zur Beurteilung von MY-RADS war gut (k-Wert zwischen 0,61 und 0,8). Das fokale Muster war am stärksten bei Patienten mit Osteonekrose verteten und bei den Fällen mit der schlechtesten Überlebensrate. Das diffuse Muster wurde am häufigsten bei den Fällen mit Rezidiv beobachtet. Es wurden keine statistisch signifikanten Korrelationen zwischen Knochenmarkinfiltrationsmustern und der Art der Transplantation gefunden.
Schlussfolgerung
MRT kann verschiedene Knochenmarksinfiltrationsmuster und Komplikationen bei transplantierten MM-Patienten mit Hüft-/Beckenschmerzen erkennen, die mit Schmerzursachen und klinischen Parametern korrelieren.
Link
https://doi.org/10.1016/j.ejrad.2020.109154
Senior Editorial Kommentar
Eine interessante Arbeit. Die Studie bestätigt, dass die MRT sowohl bei der MM-Verlaufskontrolle als auch bei der Prä- wie Post-Knochenmarksersatz-Beurteilung eine wichtige Rolle spielt. Ganzkörper-CT wird in diesem Bereich immer beliebter, jedoch mit künftig verbessert Kosteneffizienz wird die MRT wahrscheinlich eine besser geeignete Modalität für die Verlaufskontrolle solcher Patienten sein.
Take-home-message:
Man sollte sich mit den MY RADS-Komponenten vertraut machen. Siehe Tabelle unten.
- Messiou, Christina, et al. „Richtlinien für die Akquisition, Interpretation und Befundung von Ganzkörper-MRT bei Multiplen Myelom: Myelom-Therapieansprechen und Diagnosesystem (MY-RADS).“ Radiology 291.1 (2019): 5-13.
Unterscheidung zwischen aneurysmaler Knochenzyste und telangiektatischem Osteosarkom: eine klinische, konventionell-radiologische und MRT-Studie
Umme Sara Zishan, Ian Pressney, Michael Khoo & Asif Saifuddin
Skeletal Radiology
Hintergrund
Aneurysmale Knochenzysten (ABC) und telangiektatisches Osteosarkome (TOS) können aufgrund überlappender klinischer und bildgebender Merkmale, einschliesslich junges Alter, Beteiligung langer Röhrenknochen, lytischer Präsentation im Röntgen und Flüssigkeits-Flüssigkeitsspielgel in der MRT schwer zu unterscheiden sein. Das klinische Management unterscheidet sich jedoch erheblich. In solch schwierigen Fällen könnte sich eine sichere bildgebende positiv auf die Patientenversorgung auswirken.
Frage
Gibt es zuverlässige bildgebende Merkmale, die bei der Differenzierung von ABC und TOS helfen können?
Studiendesign
Retrospektive Studie
Teilnehmer
Patienten mit bestätigter histopathologischer Diagnose von ABC oder TOS und präoperativen Röntgenaufnahmen und/oder MRT über einen Zeitraum von 11 Jahren.
Ausschlusskriterien
Es wurden keine Fälle ausgeschlossen.
Methodik
Retrospektive Überprüfung aller histologisch bestätigten ABC und TOS über einen Zeitraum von 11 Jahren. Zu den aufgezeichneten Daten gehören Alter bei Präsentation, Geschlecht, Skelettale Verteilung und verschiedene Röntgen- und MRT-Merkmale. Es wurde eine statistische Analyse der aufgezeichneten Variablen durchgeführt und die Interreader-Reliabilität geprüft.
Ergebnisse
Diese retrospektive Studie umfasste 183 Patienten, 92 Männer und 91 Frauen. Durchschnittsalter bei Präsentation lag bei 18,4 Jahren (Bereich 1–70 Jahre); 152 Fälle von ABC und 31 Fälle von TOS wurden analysiert. Keine signifikanten Unterschiede für Alter und Geschlecht zwischen TOS und ABC wurden beobachtet. Beteiligung des axialen Skeletts war weniger wahrscheinlich bei TOS; es zeigte sich keine Unterschiede in Bezug auf die Lokalisation innerhalb des Knochens. Zu den konventionell-radiologischen Merkmalen, die für eine ABC sprechen, gehörten ein weniger aggressives Muster der Knochendestruktion, ein rein lytisches Aussehen, ein ausgedünnt aufgewitetee aber intakte Corticalis, fehlende periosteale Reaktion und Fehlen einer assoziierten Weichteilmasse. Zu den MRT-Merkmalen, die auf das Vorliegen einer ABC hindeuten gehörten eine geringere Tumorgrösse (maximale Durchschnitssgrösse von 46 mm im Vergleich zu 95 mm für TOS), das Fehlen einer Weichteilmasse, > 2/3 Flüssigkeits-Flüssigkeitsspiegel der Läsion und dünne septale Kontrastmittelanreicherung.
Schlussfolgerungen
Mehrere Röntgen- und MRT-Merkmale helfen bei der Unterscheidung zwischen ABC und TOS, wie Grösse, Vorliegen einer assoziierten Weichteilmasse und Prozentwert der Flüssigkeits-Flüssigkeitsspiegel in der Läsion. Läsionen mit einem geographischen Lodwick Typ 1A oder IB-Muster der Knochendestruktion die in der MRT vollständig mit Flüssigkeits-Flüssigkeitsspiegeln gefüllt sind können mit hoher Sicherheit als ABC diagnostiziert werden.
Link
https://doi.org/10.1007/s00256-020-03432-w
Senior Editorial Kommentar
Gute Arbeit mit guten Endpunkten wleche die Aggressivität von TOS im Vergleich zu ABC bei der Bildgebung bestätigen trotz einer relativ geringeren Probengrösse des TOS.
Take-home-message
Folgende Kriterien helfen bei der Unterscheidung von ABC und TOS im konventionellen Röntgen sowie in der MRT:
TOS
- Beteiligung des axialen Skeletts gering wahrscheinlich
- Größere Tumorgrösse (maximale mittlere Ausdehnung 95 mm)
- Aggressive Knochendestruktion mit nur teilweisem Flüssigkeitsgehalt – Biopsie benötigt
ABC:
- Weniger aggressives Muster der Knochendestruktion
- Rein lytisches Erscheinungsbild mit erweitertem und ausgedünnten, aber intakter Corticalis
- Keine periosteale Reaktion
- Keine assoziierte Weichteilmasse
- Kleinere Tumorgrösse (maximale mittlere Ausdehnung 46 mm)
- > 2/3 der Läsion gefüllt mit Flüssigkeits-Flüssigkeitsspiegeln
- Dünne septale Kontrastmittelanreicherung
Deep Learning Auswertung von Beckenröntgenaufnahmen zur Positions-, Fremdmaterial- und Frakturerkennung
Gene Kitamura
European Journal of Radiology
Hintergrund
Deep-Learning-Modelle haben sich als nützlich erwiesen, um sowohl die Effizienz als auch die Genauigkeit der Berichterstattung von Radiologen zu erhöhen. Jüngste Arbeiten haben gezeigt, wie nützlich Deep Learning bei der Erkennung von Hüftfrakturen auf Beckenröntgenaufnahmen ist, aber es gibt wenig Forschung, welche Deep Learning zur Erkennung von Becken- und Acetabulumfrakturen nutzt.
Fragestellung
Können Deep-Learning-Modelle entwickelt werden, um die Beckenposition als auch das Vorhandensein von Fremdmaterial und Becken-/Acetabulumfrakturen auf Röntgenbildern zu erkennen?
Studiendesign
Retrospektive Übersichtsarbeit
Teilnehmer
Patienten >18 Jahre alt, über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren mit Beckenröntgenaufnahmen (Notfall- oder stationäre Patienten).
Ausschlusskriterien
Suboptimale Qualität aufgrund technischer Faktoren, bestimmt von einem Radiologen mit Schwerpunkt muskuloskelettale Bildgebung.
Methodik
Die Daten wurden retrospektiv zwischen Aug. 2009 und Jun. 2019 erfasst. Eine Teilmenge der Daten wurde in 4 positionsbezogene Gruppen und 2 Fremdmaterialgruppen aufgeteilt, um Positionsbeschriftungs- und Fremdmaterialerkennungsmodelle zu erstellen. Die restlichen Daten wurden mit diesen trainierten Modellen analysiert, basierend auf 6 „separaten“ Frakturmustern und verschiedene Frakturkennungsmodelle wurden erstellt.
Ergebnisse
Die Positions- und Hardwaremodelle schnitten mit AUC von 0,99 bis 1,00 gut ab. Die AUC für die Erkennung der proximalen Femurfraktur lag bei 0,95, was im Einklang mit zuvor veröffentlichten Forschungsergebnissen stand. Die Erkennungsrate der Becken- und Acetabulumfrakturen betrug nur 0,70 für die Kategorie des hinteren Beckens und bis zu 0,85 für die Acetabulumkategorie mit dem „separaten“ Frakturmodell.
Schlussfolgerung
Deep-Learning-Modelle detektieren erfolgreich die Beckenposition als auch das Vorhandensein von Fremdmaterial und Becken- bzw. Acetabulumfrakturen auf Röntgenaufnahmen. Dies könnte eine wichtige Hilfe für Radiologen bei der Interpretation von Röntgenaufnahmen des Beckens sein.
Link
https://doi.org/10.1016/j.ejrad.2020.109139
Kommentar
KI-bezogene Forschung schreitet in einem exponentiellen Tempo voran. Wir erwarten von KI-gestützter Befundung in Zukunft noch mehr, wie etwa relevante Winkel- und Verschiebungsmessungen solcher Frakturen.
Take-home-message
- KI ist hier, um zu bleiben, und wir müssen uns darauf einstellen.
- Der Nachweis von Femur- und Beckenfrakturen wird dazu beitragen, die Morbidität und Mortalität von Patienten zu reduzieren.
- Die Verwendung von KI-Software in der Notfallmedizin würde besonders Patienten mit Frakturen nützen.
CT-gesteuerte Discitis-Osteomyelitis-Biopsie: Nadel Gauge und mikrobiologische Ergebnisse
Jad S. Husseini & F. Joseph Simeone & Sandra B. Nelson & Connie Y. Chang
Skeletal Radiology
Hintergrund
Die Rate von positiven Knochenmarkskulturen bei Nadelbiopsie variiert in der gesamten Literatur, mit begrenzten Daten über Faktoren, die die Positivitätsrate bestimmen. Negative Knochenmarkskulturen in der Biopsie bei Zeichen einer Osteomyelitis in der Bildgebung wirken sich negativ auf die Patientenversorgung und Antibiotika-Stepwardship aus.
Fragestellung
Korrelieren mikrobiologische Ergebnisse mit der für die CT-gesteuerte Biopsie verwendeten Nadel Gauge bei Verdacht auf Discitis-Osteomyelitis?
Studiendesign
Retrospektive, monozentrische Studie
Teilnehmer
Alle Patienten, die zwischen 2002 und 2019 eine CT-gestützte Biopsie bei Verdacht auf Discitis-Osteomyelitis erhielten.
Ausschlusskriterien
Patienten mit früherer Biopsie oder klinisch nachgewiesener Diagnose von Discitis-Osteomyelitis. Patienten, die keine ausreichende Nachsorge erhielten, um eine klinische Diagnose der Osteomyelitis zu sichern.
Methodik
Daten zur Biopsie-Lokalisation, Nadeltyp und Gauge, Mikrobiologie, Pathologie sowie klinische und bildgebende Nachverfolgung wurden erhoben. Erfolgsrate, Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit wurden berechnet. Eine paarweise Analyse verschiedener Nadel Gauge wurde auch auf Basis des Odds ratios durchgeführt. Das Probabilitätsmodell nach Naïve Bayes wurde ebenso genutzt.
Ergebnisse
241 (Alter: 59 bis 18 Jahre; 88 [35%] F, 162 [65%] M) Biopsien wurden durchgeführt. Es gab 3 (1%) 11 Gauge (G) und 13 (5%) 12-G-Biopsien; 23 (10%) 13-G-Biopsien; 75 (31%) 14-G-Biopsien; und 90 (37%) 16-G, 33 (14%) 18-G und 4 (2%) 20 G Biopsien. Der wahre Krankheitsstatus (Zustand der Infektion) wurde entweder durch pathologische Befunde ermittelt (205, 86%) oder klinische und bildgebende Nachbeobachtung (36, 14%). Der häufigste Erreger war Staphylococcus aureus (31, 33%). Die Erfolgsrate, Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit betrugen 39%, 56 %, 89% bzw. 66%. Die gepoolte Erfolgsrate, Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit betrugen 56%, 69%, 71% und 69% für 11–13-G-Nadeln und 36%, 53%, 91% bzw. 65% für 14–20-G-Nadeln mit einer Odds-ratio zwischen den beiden Gruppen von 2,29 (P = 0,021). Die gepoolte Erfolgsrate, Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit betrugen 48%, 63%, 85% und 68% für 11–14-G-Nadeln und 32%, 49%, 91% bzw. 64% für 16–20-G-Nadeln mit einer Odds-ratio zwischen den beiden Gruppen von 2,02 (P = 0,0086).
Schlussfolgerung
Die Verwendung eines größeren inneren Durchmessers / Biopsie Nadel mit kleinerem Gauge kann die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Kultivierung der ursächlichen Mikroorganismen für CT-gestützte Biopsien der Discitis-Osteomyelitis erhöhen. Dies könnte für interventionelle Radiologen nützlich sein und zu einem größeren, positiven Impact auf die Patientenversorgung führen.
Link
https://doi.org/10.1007/s00256-020-03439-3
Kommentar
Die Erfolgsrate bei Knocheninfektionen bleibt mit 50% oder weniger sehr gering. Pathologisches Know-how und die Bereitschaft des Pathologen, eine aussagekräftige Diagnose der Osteomyelitis zu stellen, variiert auch je nach deren Können und Vertrauen. Angesichts solcher Störfaktoren ist dies eine nützliche Studie. Mit der weit verbreiteten Verwendung von Bohrern zur Entnahme von größeren Kernbiopsien, sind diese Ergebnisse wahrscheinlich besser als in älteren Studien.
Take-home-message
Berücksichtigen Sie alle Aspekte eines Verfahrens und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Patienten. Ein niedrigeres Gauge der Nadel (sofern sichere Verwendung möglich) kann die Erfolgsrate bei Infektionen erhöhen.
Modernisierung der Knochenalterbeurteilung: Vergleich der Genauigkeit und Zuverlässigkeit eines Künstliche Intelligenz-basierten Algorithmus und der „shorthand“ Knochenalterbestimmung mit der Handröntgen-Knnochenalterbestimmung nach Greulich und Pyle
Mina Gerges & Hayley Eng & Harpreet Chhina & Anthony Cooper
Skeletal Radiology
Hintergrund
Greulich und Pyle (GP) ist eine der geläufigsten Methoden, um das Knochenalter aus Handröntgenbildern zu bestimmen. In den letzten Jahren wurden neue Methoden entwickelt, um die Effizienz in der Knochenalteranalyse zu erhöhen, einschließlich des „shorthand“ Knochenalterbestimmung (SBA) und automatisierter Algorithmen basierend auf künstlicher Intelligenz.
Frage
Beeinflusst die Verwendung neuerer Methoden (SBA oder automatisierte KI-gestützte Algorithmen) die Genauigkeit/Zuverlässigkeit der Knochenaltersbeurteilung?
Studiendesign
Retrospektive Übersichtsarbeit
Teilnehmer
Patienten in einer monozentrischen Datenbank im Alter von 12,5-16 Jahren (männlich) bzw. 10-14 Jahren (weiblich).
Ausschlusskriterien
Diagnose oder Nachweis einer ipsilateralen Hand-/Handgelenksfraktur innerhalb von 2 Jahren vor der Untersuchung. Diagnose einer Skelettdysplasie oder endokrinen Erkrankung, die die Körperstatur und Knochenwachstum beeinflussen kann.
Methoden
Das Knochenalter von 426 Patienten (gleiche Anteile von weiblich und männlich) wurde durch zwei separate Reader mit den SBA- und GP-Methoden bestimmen. Drei Wochen später wiederholten die beiden Reader die Analyse der Röntgenaufnahmen. Die Reader stoppten dabei ihre Zeit mit einer Online-Stoppuhr. De-identifizierte Röntgenaufnahmen wurden sicher auf einen automatisierten Algorithmus hochgeladen, der von einer Gruppe von Radiologen in Toronto entwickelt wurde. Als Goldstandard wurde der Befund bestimmt, der jedem Röntgenbild beigefügt war und von erfahrenen Radiologen auf Basis von GP bestimmt worden war.
Ergebnisse
Die Intraclass-Korrelation zwischen den einzelnen Methoden und dem Goldstandard fiel in den Bereich von 0,8–0,9, was eine signifikante Übereinstimmung darstellt. Die meisten Vergleiche zeigten einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den neuen Methoden und dem Goldstandard; diei könnte jedoch klinisch nicht signifikant sein, da es sich um Abweichungen des Alters zwischen 0,25 und 0,5 Jahren handelete. Ein Knochenalter gilt als klinisch abnorm, wenn es ausserhalb von 2 Standardabweichungen des chronologischen Alters liegt; diese Standardabweichungen wurden vormals berechnet und im Greulich und Pyle-Atlas bereitgestellt.
Schlussfolgerung
Das „shorthand“-Knochenalterbestimmung und der automatisierte Algorithmus erzeugten Werte, die statistisch unterschiedlich sind, aber insgesamt klinisch mit dem Goldstandard übereinstimmten bei gleichzeitiger Reduktion die Analysezeit.
Link
https://doi.org/10.1007/s00256-020-03429-5
Kommentar
Eine gute Nutzung von KI für einen im klinischen Alltag üblicherweise repetetiven, arbeitsintensiven Bereich der radiologischen Befundung.
Take-home-message
Die Verwendung von KI-Software, um die Durchführung einer repetetiven Aufgabe zu vereinfachen, kann eine gute Verwendung dieser Technologie sein, insbesondere, wenn sie gut gegenüber dem Goldstandard abschneidet.
References